Zentraler Schnittpunkt zwischen
den Sinnesmodalitäten
Der Parietallappen
lässt sich in einen vorderen Teil, in dem die Somatosensorik
die dominierende Modalität ist, und in einen hinteren Teil, dem posterioren parietalen Cortex, in denen das Sehen dominiert, gliedern. Wie Thier, 2003, betont, ist aber die Trennung nicht scharf;
praktisch alle Teile sind multidimensionale Integrationsstrukturen, die zur
Kontrolle von Bewegung und zur Raumorientierung beitragen. Der posteriore parietale Cortex enthält umschriebene Areale, die in spezifischer
Weise an der Planung und Ausführung zielgerichtete Augenbewegungen beteiligt
sind. Diese Strukturen sind aber kein „Augenfeld“ im Sinne einfacher okulomotorischer Kommandos. Es handelt sich dabei um Strukturen,
die Blickziele in „übergeordneten Koordinationssystemen“ aufbereiten (=
Zuwendung der Aufmerksamkeit auf die Blickziele; entscheidende Rolle für die
räumliche Orientierung (Area 7a → raumbezogene Informationen
über Objekte )). Eine spezifische Area
repräsentiert Information über die Bewegung
der Objekte - posterior von A7a; A7a selbst über deren Position.
An dieser
Stelle soll auch hervorgehoben werden, dass visuelle
Informationen für die Vorbereitung objektgerichteter handmotorischer
Leistungen bezüglich der motorischen auszuführenden Handlungen (zum Beispiel
Ergreifen eines Bleistiftes oder dessen „Führung“ beim Zeichnen und Schreiben)
geliefert werden, deren motorische Realisierung
durch präfrontale motorische Felder erfolgt; dabei
spielt auch die Area 5 („Griffformation“) eine wesentliche
Rolle.
Wichtiger „Bestandteil“ ® das posteriore Striatum - eine direkte subcorticale
Verbindung zum präfrontalen Cortex
herstellend: Auf der Basis seiner multisensorischen Integrationsfunktion auch
entscheidende Bedeutung als Kommandostruktur für Bewegungsabläufe.
Gyrus postcentralis (GPoC): A 3,1,2
Lobus parietalis superior (LPs)
(posteriorer)
parietaler Assoziationscortex (PP): A4, A5 (Lpc),
A7a, A7b (PCu)
Lobus parietalis
inferior: Gyrus supramaginalis
(Gsm) – A40;
Gyrus angularis
(Ga) – A39
Afferenzen:
aus den primären und sekundären sensumotrischen,
visuellen und auditorischen Regionen in die tertiären
Regionen des PL, dazu Thalamus (lateral und posterior)
und Hypothalamus.
Efferenzen des posterioren
PL: zu frontalen und temporalen Assoziationsarealen, Thalamus, Striatum,
Mittelhirn und Rückenmark; (s. auch unten)
Funktionalitäten des anterioren Cortex:
A 3, A1, A2
a)
somatosensorische Wahrnehmung
b)
taktile
Wahrnehmung
c)
Körpersinn
d)
Visuelles
von Objekten
Funktionalitäten des superioren parietalen Assoziationscortex (LPs)
A4, A5, A7a, A7b
A5 Lobus paracentralis
(Lpc): Kontrolle von Verhaltensweisen (was ist „erlaubt“?)
A7 gilt als Areal, das den Raum
konstruiert und beachtet und zwar A7a
extrapersonal, A7b peripersonal, dabei hilft A5 (spendet auf Grund eines Körperschemas körperzentrierte
Koordinaten bei);
LPs (A7)
hat Verbindungen zu den frontalen Arealen A8
(aus A7a extrapersonale
Informationen) und A6 (aus A7b – peripersonale
Informationen) = primär orientierende Funktionen
visioperzeptive Leistungen:
Erkennen visueller Objekte, Synthese und Vergleich
visueller Objekte, Linienorientierung, Nachzeichnen, Erkennen von Objekten
durch Berührung, Zwei-Punkt-Diskrimination, Gewichte
erkennen
Mit Hilfe der intermodalen A39 (Ga) erfolgt die „Verortung“ . Es
können dadurch im anschließenden A40 (Gsm) Objekte in
ungewohnten Blickwinkeln verarbeitet werden, Greifbewegungen kontrolliert
werden, aber auch eine Orientierung nach rechts/links und eine abstrakte
Orientierung (z. B. Rechnen) erfolgen.
LPi ist mit den frontalen A6,
A8a und A4 verbunden; diesen Arealen kann man kontrolliernde,
überwachende Funktionen zuschreiben (der temporale Cortex
– s.u. – projiziert in die frontalen Areale A10, A12 und A45)
Funktionalitäten des (hinteren) parietaler Assoziationscortex -
allgemein
a)
Lokalisation von Objekten im Raum, Beurteilungen von Richtungen
und distanztopographischer Orientierung im Raum
b)
Lokalisation
des eigenen Körpers (und seiner Teile im Raum); Orientierung und Vorstellung,
Konstruktion einer 3-dimensionale Welt und Lokalisation von Sinnesreizen, des
eigenen Körpers und seiner Bewegungen
c)
Wissen um
den eigenen Aufenthaltsort („Lokalisation innerhalb „geographischer Karten“)
d)
Erfassen räumlicher Perspektiven; Umgehen mit abstrakten
Raumkonzepten (einschließlich des Erkennens und Deutens von Karten und
Zeichnungen ® hier enge Interaktion mit dem Hippocampus;
e)
Lesen (auch der Uhr);
f)
Verfolgen eines Weges
g)
Konstruktionsfähigkeit, Zeichnen
h)
Unterscheidung von links und rechts
i)
Rechnen – allgemein das Erkennen von Symbolen (Verletzung – abstraktes
Denken beeinträchtigt)
j)
auditorisches Kurzzeitgedächtnis
k)
Zusammenfügen von visuellen und taktilen Wahrnehmungen
l)
Aufnahme der gesprochenen Sprache, Sprachverständnis
Funktionelle Asymmetrien:
links: vornehmlich symbolisch
– analytische Informationen werden verarbeitet (Arithmetik, Sprache, Bedeutung
von Abbildungen und Symbolen) sequentiell räumliche Funktion
rechts: räumliche Lokalisation,
konkrete und mentale Konstruktion des Raumes (mit der Möglichkeit des
Perspektivenwechsels, Umlenken der Aufmerksamkeit („shift
of attention“) im Zusammenhang mit räumlicher
Orientierung und in Hinblick auf Erwartungshaltungen; perzeptiv räumliche Funktion
Spezifische Zuordnungen
Ø
Gyrus angularis (Ga, A39): Lesezentrum – posterior
auch Verknüpfung zum visuellen System (Aufnahme der geschriebenen Sprache),
Verarbeitung von realen und vorgestellten Raumordnungen (für das Rechnen
benötigt); Sitz vieler visiomotorischer Funktionen;
zielgerichteter Augenbewegungen
Ø
Gyrus supramaginalis (Gsm, A40):
System für sequentielle Sprachäußerungen und phonetischer Diskrimination,
Raum-Ort-Unterscheidungen, sekundär somatosensorisches
Areal mit zahlreichen intermodalen
Funktionen: diese gelten als
bedeutsam für komplexe innovative gedankliche Konstruktionen
Ø Präcuneus ( PCu, A7)
a)
komplexe
sensible Wahrnehmung
b)
Sprachverständnis
in der dominanten Hemisphäre
c)
Komplexe
räumliche und zeitliche Wahrnehmung
Ø Lobulus paracentralis:
Primär motorischer und sensibler Cortex
Ø
Parietales Operculim ( A43): Speicher für handlungsnahe
Konzepte
© 2005 www.fmri-easy.de