Kleinhirnaktivierungen bei motorischen Prozessen - ein Vergleich

 

Dieselben Probanden wurden bei der schon mehrmals zitierten Untersuchung aus 2004 auch hinsichtlich der Steuerung der Motorik unter Berücksichtigung der gleichen Parameter - Geschlecht und Händigkeit - untersucht: In den Paradigmen 1 und 2 wurde verlangt, mit der dominanten (P1) bzw. mit der nicht dominanten Hand (P2) ein einfaches Muster auf ein Blatt Papier zu zeichnen, wobei keine sprachliche Äußerung erfolgen durfte, die Versuchbedingungen waren identisch. Die Ergebnisse sind in der erwähnten Schrift genau dokumentiert.

 

Für diese Untersuchung dienen diese Paradigmen als Kontrollversuch; nach einer neuerlichen Auswertung  - jetzt unter dem Aspekt der Kleinhirnaktivierungen  - sollen die Ergebnisse aus den P1 und P2 mit jenen aus den Paradigmen 7 bis 9 verglichen werden, um eventuelle Unterschiede (quantitativ/qualitativ) aufzeigen zu können. Die Resultate der neuerlichen Auswertung sind in den Tab 4 und 5 zusammengefasst, die detaillierten Angaben finden sich im Anhang in den Paradigmentabellen. Es wird hier von der Hypothese ausgegangen, dass bei motorischen Prozessen die cerebellären Aktivierungen  - nach bisherigen Meinungen - im  höheren Umfang auftreten sollten als bei sprachlichen. Diese Hypothese kann auf der Basis der Ergebnisse bestenfalls für die rechtshändigen Frauen aufrechterhalten werden, Eine Steigerung ist aber auch hier nicht zu beobachten.

 

Beim Paradigma 1 trat bei den Männern jeweils nur je ein aktiviertes Areal auf; bei den linkshändigen Frauen fehlt überhaupt jeder Hinweis auf ein aktiviertes Areal.

 

Interessanterweise ist im Paradigma 2 bei den rechtshändigen Männern keine Aktivierung beobachtbar, dagegen wird bei den linkshändigen Männern das Aktivierungsbild bunter; die linkshändigen Frauen, vorher ohne Aktivierung, reagieren nun auf der Ebene z = -24 (Lobulus quadrangularis anterior cerebelli), die rechtshändigen Frauen zeigen gegenüber dem  Paradigma 1 praktisch ein identes Reaktionsmuster.

 

Generell ist zu beobachten, dass bei diesen motorischen Tätigkeiten die Aktivierungsebene um eine Stufe „hinunterrutscht“ (z = -40, Lobulus semilunaris inferior); durchgängig ist dieser Befund jedoch nicht. Vergleicht man nun die beiden Paradigmen bezüglich der Aktivierungshäufigkeit, dann ist - vielleicht bedingt durch die größere Anforderung (Zeichnen mit der nichtdominanten Hand) die Zahl der beobachteten Aktivierungen beim Paradigma 2 etwas höher (9 zu 6); jedoch trifft dies nicht generell zu; überraschend ist das leere Feld bei den rechtshändigen Männern, die im Paradigma 1 zumindest eine minimale Reaktion zeigten.

 

Aus der Sicht konservativer Lateralitätsannahmen hinsichtlich der motorischen Steuerung der Hand findet sich praktisch kein Hinweis, der die herkömmlichen Annahmen stützen würde. Dies könnte darin zu suchen sein, dass die Lateralitätshypothese für das Kleinhirn überhaupt eine irrelevante Fragestellung darstellt.

 

 

Tab. 4.: Auswertung – Paradigma 1: DSFR - Muster mit der dominanten Hand

 

  

    Paradigma 1

 

rechtshändige

Frauen - Aktivierungen

linkshändige

Frauen - keine

Aktivierungen

rechtshändige

Männer -

Aktivierungen

linkshändige

Männer

Aktivierungen

 

Lokalisationen

ja = +

links = l

rechts = r

Achse

 (= z)

ja = +

links = l

rechts = r

Achse

 (= z)

ja = +

links = l

rechts = r

Achse

 (= z)

ja = +

links = l

rechts = r

Achse

 (= z)

Lobulus semilu­naris inferior - AD21

 

 

+

 

r

 

-40

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lo­bulus semilunaris superior -ACD19

 

 

+

 

r

 

-40

-36

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lobulus simplex - AC17

 

 

+

 

r

 

-36

-32

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lobulus quadrangularis cerebelli - AC15

 

 

+

 

r

 

-32

-28

 

 

 

 

+

 

r

 

-24

 

+

 

r

 

-28

Folium vermis cerebelli – A(B)CD18

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

De­clive vermis cerebelli - ABC16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Culmen vermis cerebelli -  ABC10

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tab. 5: Auswertung – Paradigma 2: DSFL - Muster mit der nichtdominanten Hand zeichnen

 

  

    Paradigma 2

 

rechtshändige

Frauen - Aktivierungen

linkshändige

Frauen -

Aktivierungen

rechtshändige

Männer - keine

Aktivierungen

linkshändige

Männer

Aktivierungen

 

Lokalisationen

ja = +

links = l

rechts = r

Achse

 (= z)

ja = +

links = l

rechts = r

Achse

 (= z)

ja = +

links = l

rechts = r

Achse

 (= z)

ja = +

links = l

rechts = r

Achse

 (= z)

Lobulus semilu­naris inferior - AD21

 

 

+

 

r

 

 

-40

 

 

 

 

 

 

 

 

+

 

l

 

-40

Lo­bulus semilunaris superior -ACD19

 

 

+

 

l u. r

 

-36

-32

 

 

 

 

 

 

 

+

 

l

 

-40

-36

Lobulus simplex - AC17

 

 

+

 

r

 

-32

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lobulus quadrangularis cerebelli - AC15

 

 

+

 

l u. r

 

-28

-24

 

+

 

r

 

-24

 

 

 

 

+

 

l

 

-28

-24

Folium vermis cerebelli – A(B)CD18

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

De­clive vermis cerebelli - ABC16

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Culmen vermis cerebelli -  ABC10

 

 

 

+

+/- 0

(Mitte)

-10

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abb. 11.: Culmen vermis

 


 

Abb. 12: Lobulus semilunaris inferior cerebelli

 


 

 

 


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