Der
Frontallappen umfaßt das gesamte Cortexgewebe anterior des Sulcus centralis und
entspricht somit
etwa
30% des gesamten Neocortex.
Konnektivität (Verschaltungen):
Direkt und indirekt mit
nahezu allen Hirnregionen; Ausnahme: primärsensorischer Cortex und subcorticale
sensorische Relaykerne; nahezu alle Verbindungen sind reziprok: Ausnahme: Basalkerne; durch diese
Verschaltungen entsteht eine übergeordnete Hirnstruktur der multimodalen und supramodalen
Informationsverarbeitung.
Präfrontaler Cortex:
Kolumnäre Organisation
(durchschnittlich 300 bis 700 Mikrometer); vertikale Einheiten mit spezifischen
Input-Output-Beziehungen und intrinsisch synaptische Beziehungen. Cortikale
Kolumnen wechseln mit ipsilateralen und contralateralen
Projektionsverhältnissen ab.
Intercortikale Verbindungen:
Die Verbindungen sind
reziprok; wesentlich ist die Verschaltung mit dem parietalen, temporalen und
visuellen Assoziationsarealen → diese projizieren auf unterschiedliche
präfrontale Areale, sie sind an der Vermittlung des visuellen, auditorischen
und somatosensorischen Inputs beteiligt - wechselseitiges
präfrontales Feedback;
Neocortikale Regionen
entsenden direkt Fasern zum präfrontalen Cortex, andererseits indirekt - über
Basalganglien (exekutive Informationsbewertung stattfindend) → parallele Informationsverarbeitung als wesentliche Funktionsgrundlage des
präfrontalen Cortex.
Limbische Verbindungen:
Der präfrontaler Cortex ist die einzige neocortikale Regionen, in der eine Repräsentation von Informationen aus
limbischen Regionen erfolgt; Grundlage:
direkte/indirekte Verbindungen zum
Hippocampus, Amygdala und limbischen Cortex: GC, Gph, Th, (nucleus ventralis anterior)
und Pulvinar + Verbindungen zum Hypothalamus direkt!
Aus posterior gelegenen
parietalen Cortex und präfrontalen Cortex → parallele Projektion zu
identischen thalamischen und limbischen Kerngebieten - für räumliche
Gedächtnisbildung von Bedeutung? Die von
präfrontalen Cortex ausgehenden Verbindungen regulieren sowohl Ein- als auch
Ausgänge → „Gating Funktion“ auf limbische Funktionen. Gating
limbischer Informationen im Kontext der in präfrontalen Cortex repräsentierten mulitimodalen Informationen!!
Einige Details:
Afferenzen: nicht primär motorische und sensorische Assoziationsareale;
auditorischer, visueller, somatosensorischer Cortex; limbischer Cortex ,
Amygdala, Hippocampus; Thalamus (Pulvinar); Hypothalamus; Locus coeruleus,
Tegmentum (Dopamin), Raphekerne (Serotonin), (alle Verbindungen sind reziprok; Ausnahme: Basalkerne:
indirekt reziprok – über den medialen Thalamus und den ventral anterioren
Thalamus);
Efferenzen: Die Frontallappen (FL) innervieren den posterioren
Parietalcortex, den prästriatalen Cortex und den Temporalcortex, Nucleus caudatus zur Steuerung des
Aufmerksamkeitsverhalten, Mittelhirn (zentrales Höhlengrau), Nucleus ruber,
Substantia nigra - Umgebung; Projektionen zum Hypothalamus und zum limbischen
System: Integration und Regulation des emotionellen, sexuellen und appetitiven
Verhaltens sowie den damit zusammenhängenden Prozessen;
Efferenzen und Afferenzen
Höhere integrative Funktionen treten mit niedrigerem Funktionen in Wechselwirkungen;
Projektionen zum präfrontalen Cortex (PF) und zu
Striatum beeinflussen das Bewegungsverhalten.
Die
nun folgenden Ausführungen beziehen
eine Reihe von neueren Befunden zum
Thema ein und dienen dazu, einen Einblick
in die Komplexität die Struktur des präfrontalen Cortex aufzuzeigen;
letztlich dient diese Übersicht auch dazu, die Auswertungs- bzw.
Interpretationsarbeiten der vorliegenden Befunde zu erleichtern und Einsicht in
die vielfältigen Zusammenhänge zu ermöglichen. Literaturmäßig orientiert sich
dieser nun folgende Abschnitt an Förstl,
H. (2002); Gruber ,O., Arendt T. & Cramon D.H.Y. 2003, Danek A., (2002), Karnath H.–O. & Thier P.
(2003), bzw. Thier P. 2003), Ullsperger, M. & von Cramon D. H. Y. (2003).
Die „Funktionalitäten“ beziehen dagegen die gesamte Literatur ein.
Ø
Der präfrontale Cortex ist nicht Teil einer Sequenz, die vom Reiz zur
Reaktion führt, sondern vielmehr eine
übergeordnete Instanz, die eine kontextabhängige
Weichenstellung vornimmt. Diese Weichenstellung ermöglicht die Auswahl der
für das langfristige Überleben des Organismus vorteilhaften Verhaltensweisen.
Ø
Der präfrontale Cortex kann seine
Aufgabe der kognitiven Kontrolle, der kontextabhängigen Weichenstellung,
nur gerecht werden, wenn er über alle
Informationen verfügt, die für eine verlässliche Beschreibung des Kontextes
erforderlich sind, sprich, wenn er alle nötigen Informationen über den Zustand
der äußeren Welt und den Zustand des Organismus erhält und sie in einer
stabilen Weise zu assoziieren vermag. Kognitive Kontrolle des Verhaltens
erfordert natürlich auch, dass der
präfrontale Cortex die „sensumotorischen“ Strukturen kontrollieren kann,
die für die Realisierung der Eingangs- und Ausgangsbeziehungen verantwortlich
sind.
Ø
Dieses Voraussetzungen
scheinen gegeben zu sein. Der
präfrontale Cortex erhält reiche
Eingänge aus den nichtprimären sensorischen Repräsentationen des Okzipital-,
des Parietal- und des Temporallappens. Diese Projektion aus dem
sensorischer Assoziationscortex bevorzugt die lateralen und dorsalen Anteile
des präfrontalen Cortex, wo auch die Integration der Information erfolgt. Sie
werden ergänzt durch Eingänge aus Teilen des Cortex, die, wie etwa Areal 8, ihrerseits Ziele einer
multimodalen Konvergenz sind, sowie aus den Bereichen sensorischer und
mulitimodaler Assoziationsareale, limbischer Regionen sowie Basalganglien. Dies
erfolgt auf der Ebene des präfrontaler Cortex durch lokale Interneuronen →
die dendritische Ausdehnung überspannt mehrere cortikale Schichten und
Kolumnen.
Ø
Diese Projektionen vermitteln ein Bild der Außenwelt. Sie werden ergänzt
durch Informationen über den internen Status des Organismus mit seinen
Erinnerungen und Erfahrungen, seinen Bedürfnissen und Wünschen über Eingänge
aus dem Hippocampus, dem limbischen System und dem dopaminergen System des
ventralen Tegmentums.
Ø
Der dopaminerge Eingang dürfte eine entscheidende Rolle für die Fähigkeit des präfrontalen Cortex
spielen, sich an veränderte
Randbedingungen anzupassen und die jeweils adäquaten Bias-Signale
anzubieten.
Während man sich allgemein
darüber einig ist, dass das Frontalhirn eine wichtige Rolle bei der
Realisierung „höhere“ kognitive Funktionen ausübt, besteht noch kein Konsens
über die nähere Spezifizierung dieser Funktionen.
Im Allgemeinen wird das
Frontalhirn als essentieller Bestandteil
der Netzwerke angesehen, die die sog. „Exekutivfunktionen“ ausführen. Dazu
zählen zum Beispiel: die Modulation der Aufmerksamkeit, der Wechsel zwischen
attentionalen Einstellungen, die Hemmung (Inhibition) von Verarbeitung und
Handlungsausführung, die Antizipation und Auswahl von Handlungszielen, das
Problemlösen, das strategische Abwägen in Planungen, das perzeptiv-mnemonische
und motorisches Sequenzieren, das Überwachen (Monitoring) von Repräsentationen,
das Beibehalten eines Zieles und die Evaluation von Rückmeldungen.
Gemeinsam ist diesen
Funktionen, dass sie gleich weit entfernt zu sein scheinen von der Oberfläche,
mit der der Organismus im Kontakt zur Außenwelt steht. Sie wirken auf
elementare oder routinierte kognitive Fähigkeiten steuernd und modulierend ein.
Die Mehrheit der genannten
Exekutivfunktionen kann unter dem Oberbegriff Handlungsplanung zusammengefasst werden. Daran schließt sich eine
weitere Gruppe von Funktionen an, die häufig als Monitoring (also Überwachung) bezeichnet werden. Gemeint ist ein
Abgleich mnemonischer Handlungs-, Mittel- und Zielrepräsentationen mit dem
jeweils aktuellen Stand der Handlung unter steter Zielbeibehaltung und
Rückmeldungsevaluation.
Diesen beiden
übergeordneten Aspekten exekutive Funktionen, die einerseits die Planung,
andererseits die Durchführung einer Handlung betreffen, stehen die Funktionen
gegenüber, die als Aufmerksamkeitskontrolle
zusammengefasst werden können. Hierbei handelt es sich um eine andere
Beschreibungsebene, denn Mechanismen wie wechselnde Aufmerksamkeit und Hemmung
perzeptueller, motorischer und mnemonischer Prozesse sind sicherlich sowohl für
die Planung als auch für die Durchführung von Handlungen notwendig. Es ist
daher zu fragen, ob man diese Funktionsgruppe überhaupt als eigenständige, von
der Handlungsplanung und -kontrolle unabhängige Funktionsklasse betrachten
kann.
In engem Zusammenhang zu
Aufmerksamkeit Kontrolle steht die Funktion des Arbeitsgedächtnisses. Darunter wird das temporäre Aktivhalten und
die Manipulation von sensorischen, aber auch motorischen Repräsentationen
bezeichnet.
Schließlich ist das Frontalhirn
über die sog. Exekutivfunktionen hinaus auch für die Encodierungs- und
Abrufprozesse des Langzeitgedächtnisses bedeutsam.
Bemerkungen zum frontalen Augenfeld ( FEF= frontal eye
field):
Bei visuellen-räumlichen Aufmerksamkeitswechsel wird dieses Feld aktiviert.
Bei Studien mit verdecktem Aufmerksamkeitwechseln zeigen sich Aktivierungen im
Cortex um den Sulcus frontalis superior. Dieses Gebiet ist also sowohl für die Planung intentionaler Augenbewegungen
als auch für die visuelle Aufmerksamkeitskontrolle
wichtig. In einer Reihe von fMRI-Studien wurde zunächst verdeckt die
Aufmerksamkeit auf einem bestimmten Ort gerichtet (Vorbereitungsphase), wo
später ein visuelle Zielreiz auftauchen könnte (Dedektionsphase). In der
Vorbereitungsphase korrelierte die Aufmerksamkeitszuwendung mit starken
Aktivierungen des FEF, der prä-SMA (=
prä-suplementär motorisches Areal(e)) und parietaler Areale (LPs, Sulcus
interparietalis) und schwächeren Aktivierungen im primären und sekundären
visuellen Cortex in Abwesenheit eines visuellen Stimulus. Nachdem in der
Dedektionsphase ein visueller Zielreiz dargeboten wurde, steigerte sich die
Aktivität im visuellen Cortex weiter während die Aktivierungen im FEF, prä-SMA und
parietal konstant blieben. Dieses Aktivierungsmuster wurde als Hinweis auf eine
Top-down-Modulation des visuellen Cortex durch das frontoparietale Netzwerk
interpretiert (Hopfinger, 2000). In fMRI-Studien zur Aufmerksamkeitsmodulation finden sich des weiteren sehr konsistent
Aktivierungen der median gelegenen frontalen Strukturen, speziell des anterioren Gyrus cinguli (A24, 32) und oft auch der Prä-SMA (A6). Dabei zeichnet sich ab,
dass diese Aktivierungen an die
Reaktionsauswahl und -ausführung und/oder einen Wechsel der Aufmerksamkeit
(z.B. Ortswechsel, Dimensionswechsel) gebunden
sind.
Die Richtung der
Aufmerksamkeit auf neue, unbekannte und unerwartete Reize ist wichtig, um die
Relevanz dieser Reize zu evaluieren und
gegebenenfalls die Handlung zu adaptieren. Aus einer Studie geht hervor, dass
der laterale präfrontale Cortex wichtig für die Ressourcenumverteilung der
Aufmerksamkeit hin zu neuen, potentiell signifikanten Umweltreizen ist.
Es ist die Voraussetzung
für Kopfrechnen, Vorstellen von Schachzügen, Formulierungen eines Satzes,
Komposition eines Musikstückes; auf der Basis von Untersuchungen handelt es
sich um zwei unabhängige Komponenten, die dass ältere Konstrukt
„Kurzzeitgedächtnis“ ablösen.
Zwei Speicher vorhanden:
· für Information
akustischer/sprachlicher Natur = phonologische Schleife und
· visuellen/räumliche (=
visuell-spatialer Notizblock) bilden zusammen das Arbeitsgedächtnis (Baddeley,
1996).
Darüber hinaus ist es eine zentrale Exekutive - Leistungen wie
Mehrfachtätigkeiten (dual task performance), Ausrichter und wechselte
Aufmerksamkeit sowie die Steuerung des Gedächtnisabrufes (Baddely, 1996);
Aufgaben mit
Antwortverzögerung (delayed response tasks); die Aktivität bleibt auch
aufrecht, wenn ein auslösernder Reiz nicht mehr vorhanden ist.
Einigkeit besteht darin,
dass der präfrontale Cortex eine bedeutete Rolle in der Funktion des
Arbeitsgedächtnisses innehat.
Der Fokus der
gegenwärtigen Forschung liegt auf der Frage, auf welche Weise die
Arbeitsgedächtnisfunktionen im Frontalhirn implementiert sind. Dabei gibt es
derzeit zwei konkurrierende Hauptkonzepte. Einige Forscher sind der Ansicht,
dass die funktionell-anatomisch
Organisation des präfrontalen Cortex auf den Inhalt der Information basiert
(Goldmann-Rakic, 1996). Das bedeutet, dass alle
präfrontalen Regionen ähnliche Aufgaben
erfüllen (nämlich das Halten,
eventuell auch Manipulieren von
Informationen), jedoch auf
inhaltlich verschiedenen Modalitäten spezialisiert sind (domänenspezifisches Modell). Neuronen
mit Reaktionen auf den Ort des Reizes liegen getrennt (dorsolateral) von
solchen, die auf seine Eigenschaften reagieren (ventral).
Andere Forschergruppen
vertreten dagegen ein funktionsspezifisches
Modell, das besagt, dass der präfrontale
Cortex polymodal arbeitet, jedoch einzelne Areale auf bestimmte kognitive
Funktionen spezialisiert sind (Petrides, 1996; Owen, 1998).
Experimentell werden diese
Hypothesen mit folgenden Fragen untersucht:
Ø
Welche Areale sind aktiv, wenn verschiedene Typen von Information
(Objekte, Lokalisationen, Reaktionsrepräsentation, verbale Informationen)
gehalten werden?
Ø Welche Areale sind aktiv,
wenn verschiedene kognitive Funktionen (sensorische, motorische, Halte-und
Manipulationsfunktionen) ausgeführt werden?
Die Ergebnisse sind
derzeit widersprüchlich. Wahrscheinlich ist es nicht möglich, derart einfache
die Organisationsprinzipien des präfrontalen Cortex anzunehmen. Es ist denkbar, dass beide Konzepte (Modelle), die
sich nicht unbedingt ausschließen müssen, gleichermaßen ihre Berechtigung haben
und dass verschiedene präfrontale Anteile sich hinsichtlich der Gewichtung der
verarbeitete Informationsdomänen und der ausgeführten kognitiven Funktionen
unterscheiden. Einige Beispielbefunde sollen nun beide Konzepte
illustrieren.
Dieses Modell basiert auf Daten, die bei nichtmenschlichen Primaten gewonnen wurden. In Analogie zum
dorsalen und ventralen Verarbeitungsweg visuelle Informationen im posterioren
Anteilen des Gehirns wird postuliert, dass Areale
dorsal des Sulcus principalis bei Affen auf die Verarbeitung visuellen-räumlicher Informationen
spezialisiert ist, während ventral
davon gelegene Areale des präfrontalen Cortex
nicht räumliche, objektbezogene
Informationen verarbeiten. Läsionsstudien und Einzelzellableitungen
legten nahe, dass in dorsolateralen Arealen Neurone stärker bei
visuell-räumlichen Arbeitsgedächtnisaufgaben aktiviert sind, während Aufgaben,
ohne räumlichen Anteil (Objekt- oder Gesichtererkennung, taktile Informationen
etc.) eher Neurone der inferioren Konvexität involvieren.
Die Übertragung diese
Ergebnisse auf das menschliche Gehirn ist mit verschiedenen Schwierigkeiten
verbunden. So müssen einerseits hinreichend ähnliche Arbeitsgedächtnis-Prozesse
bei Menschen und anderen Primaten angenommen werden, andererseits müssen die
anatomischen Homologe der eben beschriebenen Areale des Affengehirns beim menschlichen Gehirn bestimmt
werden. Dennoch lassen einzelne funktionell-
bildgebende Befunde beim Menschen ein zumindest teilweise ähnliches Funktionsprinzip vermuten. So finden sich
erwartungsgemäß bei der Verarbeitung verbalen Materials (und beim Halten in der
phonologischen Schleife) Aktivierungen an im Areal 44 ( Pars opercularis des frontalen Cortex). Die Datenlage
und die Interpretationen sind aber derzeit noch recht widersprüchlich, unter
anderen auch dadurch bedingt, dass die durch die Versuchspersonen verwendeten
Strategien für die Lösung der Arbeitsgedächtnisaufgaben (z.B. verbal versus
nonverbal; objektbezogene oder räumliche Rekodierungen) nicht leicht
kontrollierbar sind.
Mehrere aktuelle
Metaanalysen bildgebender Studien verglichen die Aktivierungen bei räumlichen und nicht räumlichen
Arbeitsgedächtnisaufgaben. Dabei wurde für
beide Typen verarbeiteter Informationen Aktivierungen in den gleichen Arealen
des präfrontalen Cortex, speziell im Bereich des GFm (Areale 9, 46) beschrieben. Dagegen fanden sich in den posterioren
Assoziationscortizes dissoziierbare Aktivierungen für räumliches und
nichträumliches Material. Diese Befunde wurden dahingehend interpretiert, dass
die aktivierten Bereiche polymodal arbeiten, also Informationen verschiedener Domänen auf ähnliche Weise verarbeiten.
Zur Testung funktionsspezifischer Konzepte wurden meist 2 Hauptfunktion des
Arbeitsgedächtnisses, das „Halten“
(maintenance) und „Manipulieren“
(„manipulation) von Informationen, verglichen. Der häufig zusätzlich gebrauchte
Begriff „Monitoring“ ist meist ungenau definiert und stellt in seiner
wörtlichen Bedeutung „Überwachung“ sicher einen allgemeineren, nicht nur auf
das Arbeitsgedächtnis zu beziehenden Mechanismus dar. Eine Vielzahl von
bildgebenden Studien berichtete Aktivierungen im Bereich des fontolateralen
Cortex (meist als ventrolateraler
präfrontaler Cortex bezeichnet; Areale
47, 44, 45), die mit dem Halten von
Information im Arbeitsgedächtnis assoziiert waren. Dagegen wurden bei der Manipulation
zusätzlich Areale oberhalb des
Sulcus frontalis inferior aktiviert, meist im Bereich des GFm (Gyrus frontalis
medius, Arial 9, 46; häufig ungenau
als dorsolateraler präfrontaler Cortex bezeichnet). Spätere Studien zeigten,
dass Cortex des GFm auch bei
Halteaufgaben aktiviert wird, jedoch nur bei hoher
Arbeitsgedächtnis-Belastung bzw. beim Enkodieren der Informationen im
Arbeitsgedächtnis und in geringerem Maße auch bei Manipulationsaufgaben (z.B.
D'Esposit et al.o, 2000). Die Interpretationen dieser Befunde sind zum Teil
noch umstritten, doch können sie zumindest als Hinweis auf eine funktionsspezifische Strukturierung des präfrontalen
Cortex gewertet werden. Es bleibt zu klären, ob mit Begriffen wie Halten,
Manipulation und Monitoring die Funktionen des Frontalhirns im Arbeitsgedächtnis
treffend beschrieben sind oder ob auch hier andere Beschreibungsebenen
angemessen wären.
Funktionsspezifische Modelle postulierten, dass verschiedene
präfrontale Regionen auf verschiedene
Arbeitsgedächtnisfunktionen (z.B. Enkodieren,
Halten, Manipulieren) spezialisiert sind und jede Modalität verarbeiten können.
Befunde dazu stammen aus
einer Untersuchung von Koechlin, 2000: Dabei ging es um Handlungssequenzen, die
vorhersehbar bzw. nicht hervorhersehbar waren. In der nicht vorhersehbaren
Bedingungen wurden frontopolare
Aktivierungen (Arial 10) gefunden,
wohingegen die fest determinierte Aufgabensequenz Aktivierungen an der frontomedialen Wand (medianer Anteil von Arial 10 und Areal 32) zeigte. Diese
frontomedianen Aktivierungen lagen weiter anterior als bei einer
Vergleichsaufgabe, bei der fest definierte Antwortsequenzen abgefragt wurden
(also Aufgaben- und Reaktionsfolgen vorher bekannt waren). Die frontopolaren Areale waren also aktiv, wenn weder für die Aufgabe noch für die
Reaktionen feste Pläne erstellt werden konnten. Anteriore frontomediane Rindenfelder waren bei
der Umsetzung von festen Aufgabenfolgen
mit jedoch nicht vorhersagbaren
Reaktionssequenzen verstärkt beteiligt und Prä-SMA/SMA wurden bei der
Umsetzung fester Reaktionsfolgen aktiviert. Ähnliche Aktivierungsmuster der
frontomedianen Cortexareale zeigten sich auch in der Zusammenschau
verschiedener fMRI-Studien von
Ullsperger & al., 2003.
Die Entdeckung von
Handlungsfehlern ist wichtig für die
Korrektur und/oder die Vermeidung späterer Fehler in ähnlichen Situationen.
Auf Grund der seit mehreren Analysen durch Ullsperger & al. wurden
frontomediane Strukturen wie prä-SMA und der anteriore GC sowie Strukturen des
lateralen Frontalhirn als mögliche Generatoren der NE (gemeint ist das
ereigniskorrelierte Potenzial - eine negative Deflexion „error negativity“
(NE)) angesehen. Weiteren Aufschluss gaben erste fMRI-Untersuchungen, in denen
in „Fehlerdurchgängen“ Aktivierungen an der prä-SMA des GC und des opercularen
Anteiles des GFi (Arial 44)
beobachtet wurde. Derzeit wird angenommen, dass die medialen Strukturen prä-SMA und GC eine Rolle bei der Detektion
(Wahrnehmung) von Konflikten (z.B. zwischen intendierter und ausgeführter
Handlung) spielen, während die lateralen
Areale des präfrontalen Cortex möglicherweise die aus der Fehlerdetektion folgenden Strategiemodifikationen
initiieren.
Gedächtnisfunktionen
Hier soll es um den Beitrag präfrontaler Strukturen zu
Gedächtnisfunktionen gehen. Läsionen an präfrontale Areale führen zu einem
anderen Muster von Gedächtnisstörungen als Schädigung des mediodorsalen
Temporallappens (Shimamura, 1996). Bei meist erhaltener Fähigkeit zur
Wiedererkennung gelernten Materials ist die freie Wiedergabe vermindert. Dies
scheint auf eine Störung der Anwendung von Gedächtnisstrategien hinzuweisen,
ebenso wie der Befund, dass häufiger irrelevante Informationen abgerufen werden
(verstärkte proaktive Interferenzen von früher gelernten auf später zu
enkodierendes Material). Auch der Abruf des Kontextes episodischer
Gedächtniseinträge (Herkunftsgedächtnis) ist bei präfrontalen Läsionen gestört.
Des Weiteren fällt auf, dass diese Patienten ihre Gedächtnisleistungen häufig
schlecht selbst einschätzen können.
Läsionen des präfrontalen
Cortex führen zu einem anderen Muster von Gedächtnisstörungen als bei
amnestischen Syndromen; insbesonders sind betroffen:
Ø
die freie Wiedergabe,
Ø
das Herkunftsgedächtnis und
Ø
das Wissen über die Gedächtnisinhalte und Abrufstrategien
Auch in bildgebenden Studien
wurden häufig Aktivierungen präfrontaler Cortexareale bei Gedächtnisabruf
beobachtet. Ihre funktionelle Signifikanz wird dabei hinsichtlich verschiedener
Aspekte diskutiert: Abrufmodus, Abruforientierung, Abrufaufwand, Abruferfolg.
Funktionelle Spezialisierung des Frontalhirns
Die funktionelle Organisation
erweist sich als außerordentlich komplex und ist nicht mit einfachen
Kartentierungen zu beschreiben. Es sollen hier nur einige Punkte auf der Basis
der funktionellen Bildgebung über die Funktionen einzelner Anteile des
Frontalhirns formuliert werden.
Ø
Der dorsolaterale präfrontale
Cortex (insbesondere der Bereich des GFm) erscheint eine wichtige Rolle bei der Manipulation von im Arbeitsgedächtnis
gehaltenen Informationen zu spielen. Beim einfachen Halten von Informationen ist er anscheinend vor allem notwendig für
das Enkodieren im Arbeitsgedächtnis
und die Abschirmung von ablenkenden
Informationen. Des weiteren erscheint dieser Teil des präfrontalen
Cortex eine wichtige Rolle bei
Suchprozessen im Arbeitsgedächtnis innezuhaben.
Ø
Für die Abwehr beziehungsweise
Auflösung von Interferenzen verschiedenster Art ist ein etwas weiter posterior gelegeneres Arial von
wahrscheinlich größerer Bedeutung: das Gebiet um den Verbindungspunkt von
Sulcus frontalis inferior und Sulcus precentralis inferior. Diese Struktur ist nach Auswertungen von
fMRI- Befunden bei einer größeren Anzahl von Probanden äußerst invariant und wirkte in der Ontogenes schon sehr früh
ausgebildet. Sie scheint eine besondere
Bedeutung für die Strategieänderungen bei auftretenden Konflikten
konkurrierender Prozesse oder Stimuli zu haben.
Ø
Das Rindengebiet um dem Sulcus frontalis superior scheint verschiedenste Aspekte der Orientierung
zu unterstützen. Anteriore Areale
sind dort häufiger beim Suchen im Langzeitgedächtnis aktiviert, posterior Areale und das FEF häufiger bei räumlichen Aufmerksamkeitswechsel.
Ø
Der prämotorischen Cortex,
dieses zwischen präfrontalen und motorischen Cortexarealen vermittelnde
Rindenband scheint die momentan als verhaltensrelevant gewichteten Umweltreize einerseits und die assoziierten motorischen Möglichkeiten
andererseits sequenziell aufeinander
abzustimmen und durch diese Sequenzierung ein ausgerichtetes Verhalten in der Zeit zu gewährleisten.
Bemerkenswert ist dabei die zweifache
funktionelle Gewichtung längs dieser linken Struktur, nämlich zum einen die
enge topologische Beschränkung mit dem sensumotorischen Cortex, zum anderen
aber die Tendenz, dass perzeptuell (external)
geleitetes Verhalten eher laterale,
mnemonisch (internal) generiertes
Verhalten hingegen eher mediane
Aspekte des prämotorischen Cortex SMA involviert.
Der frontomediane Cortex beinhaltet die medianen Abschnitte des GFs (Areale 11,10, 9, 8, 6) mit dem Arial SMA
(Arial 6) und den anterioren GC (Areale 24, 32). Vor allem, prä-SMA und
Anteile des anterioren GC werden, wie schon dargestellt, bei der Vielzahl von kognitiven Aufgaben
aktiviert. Als Gemeinsamkeit in diesen Studien scheinen sich herauszustellen,
dass diese Areale bei der Detektion
handlungsrelevanter Konflikte und Diskrepanzen (z.B. konkurrierende
Handlungsintentionen, Diskrepanz zwischen intendierter und tatsächlich
initiierter Handlung) besonders
involviert sind. Weiter anterior finden sich seltener Aktivierungen der
Medianwand. Dabei scheint es, dass die
Anteriorisierung der frontomedianen Aktivierungen mit einer Zunahme von
Freiheitsgraden oder Abnahme der Konkretheit einhergeht (siehe die Abb. auf
der nächsten Seite). Auf diesen Befund
basierend ließe sich spekulieren, dass sich über diese Rindenfelder von anteriorer nach posterior ein Übergang von Möglichkeit, Option, Volition,
Absicht, Initiierung und Umsetzung der Handlung abbildet. Diesbezüglich
sind noch einige experimentelle Studie notwendig.
(nach Ullsberger, M. & Yves von Cramon, D. , 2003, aus Karnath und
Thier, 2003))
Das Frontalhirn ist an
einer Vielzahl kognitiver Funktionen
maßgeblich beteiligt. Dazu zählen einerseits die exekutiven Funktionen, wie
Handlungsplanung, Handlungskontrolle, Arbeitsgedächtnis und Inhibition
irrelevante Informationen, andererseits die Erkennung und Evaluation neuartiger
Reize sowie Enkodierungs- und Abrufprozesse des Langzeitgedächtnisses. Bildgebende Verfahren geben Hinweise auf die
funktionelle Spezialisierung unterschiedlicher Areale der frontalen Hirnrinde
und auf ihre Einflüsse auf posteriore Hirnabschnitte.
Ø
Laterale Abschnitte des präfrontalen Cortex
übernehmen demnach Aufgaben wie das
Halten und die Manipulation von Arbeitsgedächtnisinhalten (GFm), die Interferenzabwehr (Sulcus frontalis
inferior) und Gedächtnissuchprozesse
(anteriorer GFs und frontalis Augenfeld).
Ø
Frontomediane Strukturen scheinen eher internal geleitete Verhaltensaspekte zu verarbeiten und eine wichtige Rolle bei der Handlungskontrolle
zu spielen.
Funktionell lassen sich mehrere große „Zonen“
unterscheiden:
auch Operculum frontale
A45 ® Gyrus
frontalis medius, GFm: A6, A8), - Broca Zentrum (motorische Sprachzentrum)
a)
zeitliche
Organisation der Sprache, Sprachausdruck,
insbesondere Grammatik und des frontalen Augenfeldes
b)
verbale und
zeichnerische Flüssigkeit
c)
Rechtschreibung
d)
„Kopfrechnen“
(Gyrus
rectus ,GR und Gyrus orbitalis, GO, A11, A47)
a)
Links-Rechtsasymmetrie:
linke Läsion: Sprachfluss gestört; rechte Läsion?
b)
emotionale und motivationale Verhaltensaspekte
c)
Sozialverhalten; Beachtung sozialer Regeln: bei Schädigung emotionale Störungen und
Enthemmung (Impulsivität - unkontrolliertes Verhalten)
d)
Flexibilität
im Denken unter Beachtung von Randbedingungen
e)
Es bestehen Assoziationen frontoorbitaler Areale mit emotionalen,
sozialen und motivationalen Verhaltensaspekten (Lane et.al., 1997, Fletcher, et
al., 1995, Elliot et al., 1997), woraus auf eine wesentliche funktionale Rolle
für positives und negatives Verstärkungslernen geschlossen werden kann (Rolls,
2000).
Funktionalitäten
des frontomedialen Cortex
Cortikale
Areale: anteriorer cingulärer Cortex (nicht nur A24 sondern auch A32 + mediale
Abschnitte von A10 und A9 (ACC-Komplex - Anterior Cingulte Cortex)
Funktionell (viele Studien):
a)
Exekutive Kontrolle des Verhaltens - Lösung von Konflikten zwischen
konkurrierenden Antworttendenzen und für die willkürliche Selektion von
Handlungsalternativen zuständig (z.B. bei Stroop-Interferenzenaufgaben);
b)
involviert in die Überwachung der Umwelt auf mögliche Antwortkonflikte
und in die Generierung von Triggersignalen für die Mobilisierung von
Kontrollprozessen (Prado et al. 1990, Carter et al., 2000, Botvinick et al.,
2001);
c)
Aktivierung bei der Präsentation inkongruenter Stimuli (bei der Seltenheit
dieses Stimuli mit hohen Antwortkonflikt (und weniger Kontrollprozessen)
besonders stark!)
d)
Überwachung und Detektion von Antwortkonflikten - SMA - frontormediales
Areal - für Detektion von Konflikten gleichzeitig aktivierter Antworttendenzen
zuständig;
e)
Detektion von Fehlern - cinguläreres motorisches Areal (CMA) - beide
Funktionsareale zeigen nur geringe Überlappung.
f)
A32, A9, A10 - Hinweise für die
Regulierung intrinsischer Anstrengungsbereitschaft (mit klinischen Befunden
übereinstimmend - Reduktion einzelner oder aller Erscheinungsweisen des
Antriebs (Bewegung, Sprach-Willensantrieb) bis zum akinetischen Mutismus.
Funktionalitäten
des primären und sekundären motorischen Cortex
Gyrus precentralis (GPrC
A4,6): Primär motorischer Cortex,
motorische Exekutionszentren.
Jede Stelle im
primären motorischen Cortex kontrolliert die Bewegungen einer bestimmten
Muskelgruppe und jede erhält über den somatosensorischen Cortex ihr Feedback.
Die meisten Bereiche des Gyrus precentralis dienen der Kontrolle von
Körperteilen, die komplizierte Bewegungen ausführen, wobei wahrscheinlich zwei
verschiedene Gebiete im primären motorischen Cortex jeder Hemisphäre
existieren, welche jeweils die kontralaterale Hand steuern.
Gyrus
frontalis superior (GFs, A6)
a)
Motorisches
Planungszentrum, Speicher von Bewegungsprogrammen
b)
Supplementäres
motorisches Areal (SMA): Das SMA spielt eine wichtige Rolle bei der Auswahl und
Steuerung von komplexen, koordinativen Bewegungen; SMA = auch für die
Programmierung einzelner Bewegungen in koordinierter Bewegungsfolge während des
Lernens neuer Bewegungssequenzen, auch bei
der Durchführung von Bewegungsabfolgen, die von internen
Gedächtnisrepräsentationen ausgelöst werden. Die differenzierte Rolle der
einzelnen cortikalen motorischen Felder wird derzeit erst in Ansätzen sichtbar;
Sprachantriebsregion
- Gyrus frontalis superior (GFs - A6
dorsomedial) laterale Bereich
von A6 (prämotorischer Cortex): für
Auswahl von Verhaltensweisen als Reaktion auf externe Signale zuständig; s.
auch bei „primär motorischer Cortex“:
c)
supplementäre
Bereich von A6 (oder A8a?): Auswahl auf der Grundlage von internem Wissens??
Gyrus frontalis medius (GFm):
a)
Kontrolle
und Initiation der Willkürmotorik, Teil des präfrontalen Cortex, Teil des
sogenannten „Working Memory“.
b)
Involviert
in höhere kognitive Funktionen in Verbindung mit Persönlichkeit, Einsicht und
Voraussicht.
Gyrus frontalis medialis (GFd):
a)
Als
medialer Teil des Gyrus frontalis superior Teil des supplementären motorischen
Areals (SMA).
b)
Höheres
motorisches Planungszentrum.
Funktionalitäten des präfrontalen Cortex (PF)
A8 -12, A44 - A47 und A24 und A32:
Persönlichkeit:
a)
Selbst, Selbstwahrnehmung, (auch) Ichbewußtsein
b)
eine eigene
Gefühlssphäre vorhanden
c)
Weltanschauungen?
Planung und Zeit: Zeitliche Organisation des Verhaltens: höchste Form des menschlichen Verhaltens - Planung, Auslösung,
Sequenzierung, Überwachung und Beendigung von komplexem Verhalten →
Steuerung von Verhalten über die Zeit als zentrale Aufgabe der Exekutivfunktion
a)
Tertiäre Ebene der motorischen Kontrolle
b)
Ebene der Reaktionsauslösung, Anpassung an Reaktionsmuster
c)
Programmierung und Planung
von Handlungsfolgen: Zukunftsorientierung; Verhalten im Voraus planen und die
richtigen Verhaltensläufe auswählen; Planung eigenständiger auf die Zukunft
ausgerichteter Verhaltensweisen; zur richtigen Zeit und am richtigen Ort die
richtigen Bewegungen auswählen
d)
ablenkende Reize ignorieren und bei begonnenem und ausgewähltem
Verhalten bleiben;
e)
Behalten, was erledigt ist;
f)
Zeitliche Strukturierung von Sinneswahrnehmungen; Planung und
kontextgerechtes Handeln im Sprechen; (allgemeine) Verhaltensbewertung
g)
PF immer aktiviert, wenn ein Reiz eine zeitliche Diskrimination erfordert (zeitliche
Abschätzung der zukünftigen Ereignisse);
h)
Antizipation: Reafferenzen über die
abgelaufenen Bewegungen am Parietal- und Temporallappen erlauben die
Antizipation und Planung der motorischen Abläufe – siehe auch
„Koordinationsfunktion“
i)
stabile
Kontingenzen zwischen Reaktionen und deren Konsequenzen
j)
Antizipation und Planung der motorischen Abläufe
k)
Ausbildung
von Erwartungshaltungen
Problemlösen und Kreativität:
a)
logisch-analytisches, problemlösendes Denken (Abstraktionsvermögen,
induktives, deduktives Denken, Plausibilitätsprüfung),
b)
Problemidentifikation
c)
Problemanalyse
d)
Generierung von Hypothesen zur Lösung
e)
Auswahl der Strategie
f)
Modifikation der Strategie
g)
Bewertung der Effizienz des Lösungsverfahrens, der Lösung
h)
divergente Denkprozesse –
Kreativität - ebenfalls von dieser
Region abhängig,
i)
Abstraktionsvermögen
für zeitlich räumliches Gestalten
j)
Bedeutung von Szenendarstellungen (Mimik von Gesichtern)
Sozialverhalten:
adaptives Verhalten im Sozialbereich,
Initiative
Aufmerksamkeit:
Aufmerksamkeitssteuerung - gemeinsam
mit dem parietalen Cortex – vorderes Aufmerksamkeitssystem ® in enger Verbindung mit
den vorderen cingulären Cortex und den Basalkernen, Sitz des
Arbeitsgedächtnisses –jedoch in Zusammenarbeit mit anderen Arealen – s.u.
a)
Leistungen wie Mehrfachtätigkeiten (dual task performance), Ausrichter
wechselnder Aufmerksamkeit sowie die Steuerung des Gedächtnisabrufes (Baddely,
1998);
b)
Aufgaben mit Antwortverzögerung (delayed response tasks); die Aktivität
bleibt auch aufrecht, wenn ein auslösender Reiz nicht mehr vorhanden ist;
Neuronen mit Reaktionen auf den Ort des Reizes liegen getrennt (dorsolateral)
von solchen, die auf seine Eigenschaften reagieren (ventral). Frontale, aber
auch temporale Läsionen beeinträchtigen auch bei Menschen die Leistungen bei
den delayed response tasks.
Gedächtnis:
Beteiligung im Rahmen des Arbeitsgedächtnis (=Voraussetzungen für
Kopfrechnen, Vorstellen von Schachzügen, Formulierungen eines Satzes,
Komposition eines Musikstückes); auf der Basis von Untersuchungen handelt es
sich um zwei unabhängige Komponenten, die dass ältere Konstrukt „Kurzzeitgedächtnis“ ablösen:
Zwei
Speicher
vorhanden:
¨für Information
akustischer/sprachlicher Natur = phonologische Schleife und
¨visuellen/räumliche (=
visuellspatialer Notizblock) bilden zusammen das Arbeitsgedächtnis (Baddeley,
1996, s.u.) :
a)
rechts, links, Steuerung des bewußten Gedächtnisablaufes: Frontalcortex
kontrolliert, was an Informationen aus dem Langzeitgedächtnis gebraucht wird,
um das Arbeitsgedächtnis zu bilden (modulare Prozesse?).
b)
auf das
engste mit der Analyse und Langzeitspeicherung somatosensorischer, visueller
und auditorischer Information
c)
Erkennnungsgedächtnis-Leistungen,
assoziatives Lernen; essentiell für logisches Lernen
Koordinierungsfunktion:
Dazu detaillierte Informationen über
sensorische Reize und dem Kontext der Situation aus dem parietalen und
temporalen Cortex sowie dem motivationalen Wert der gespeicherten
Situation notwendig.
Spezifische Zuordnungen
Ø Lobus paracentralis (Lpc):
Kontrolle von Verhaltensweisen (was ist
„erlaubt“?)
Ø Inselregion - Störung:
Worttaubheit, Sprachagnosi oder Leitungsagnosie
Neurotransmitter - Verbindungen zum präfrontalen Cortex
(direkte Projektion!)
Monoaminerge Transmitter
noradrenerge Fasern aus
dem locus coeruleus
dopaminerge Fasern aus der
Area ventralis tegmentalis
serotonerge Fasern aus den
Raphekernen
cholinerge Fasern aus dem
Nucleus basalis Meynert
kontrollieren dadurch auch
andere cortikale Areale aminerg und cholinerg. Dopaminerge Interventionen sind
wichtige Voraussetzungen für die Funktion des präfrontalen Cortex.
Aminosäure Transmitter
Gama
Aminobuttersäure (GABA)
Glutamat
Aspartat
Neurotransmitter der
intrinsischen Neuronensysteme des präfrontalen Cortex; Neuropeptide im
präfrontalen Cortex als Neuromodulatoren nachgewiesen, Neuropeptide
(Somatostatin + Substanz B) zur Geburt ausgereift.
Weitere Befunde zum präfrontalen Cortex
¨ Bearbeitung von episodischen Gedächtnisinhalten: gesteigerter Blutfluss
im linken Frontallappen, bei Abruf ist die Aktivität jedoch rechts höher,
wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Temporallappen (Verbindung über Fasc.
uncinatus; Kroll et al. 1997).
¨ Weichenstellung zwischen alternativen
Reiz-Reaktionsketten (Beispiel: Telefonklingeln zu Hause oder bei anderen Leuten (Besuch).
Top-down-Kontrolle als übergeordnete Steuerfunktion (Miller, 2000);
¨ „Contention scheduler“ bestimmt
automatisch zwischen kognitiven Prozessen, welche Handlungskette jeweils
die Oberhand behält: von Außenreizen
oder durch Abschluss des aktuellen aktiven Schemas aktiviert. Beispiel:
Autofahren - Teilhandlungen automatisch; übergeordnet - von Außenreizen unabhängige,
bewusst kontrollierte Instanz des „supervisory attention systems“, das bei
unerwarteten Situation eingreift! System für Nichtroutinesituationen zuständig
(Shallice et al. 1989) → dafür soll der vorderen G. cinguli
verantwortlich sein (Gazzaniga et al., 1998).
¨ Ähnlichkeit
der Funktionsabläufe (Grafman,
1995) im Frontalhirn mit den kognitiven Operationen anderer Hirnregionen
bestehend; bei den vermeintlich höheren
frontalen Leistungen handelt es sich nicht um grundlegend andere Prozesse.
¨ Somatische Marker: Entscheidungen treffen versus
Entscheidungsunfähigkeit: Für Entscheidungen reicht es nicht aus, sich
Handlungen und ihre Konsequenzen vor Augen zu führen = unüberschaubare
Möglichkeiten - abkürzender Mechanismus notwendig: bewusster, vorsortierender Mechanismus
leistet eine Gewichtung für Entscheidungen auf Grund der Erfahrungen des
Organismus als angenehm (Glücksgefühl), schmerzlich (unangenehmes Gefühl im
Magen) oder indifferent → Bewertung alternativer Handlungsmöglichkeiten,
um verträgliche, sozial akzeptierte und konstruktive Handlungen vs. destruktive
vorzuziehen. Große Teile des Frontalhirns zur Generierung von Szenarien
möglicher Entscheidungen und dem Jonglieren mit ihnen tragen dazu bei. Neuronales Substrat für somatische
Marker: ventromedialer Frontallappen (Gyrus orbitalis) + anteriorer Gyrus
cinguli + Nucleus Amygdala + Hypothalamus
erlaubten bei den „Zugriff“ auf die angebotenen oder erworbenen
Koppellungen mit aktuellen oder erinnerten Körperzuständen: (Damasio, 1991,
1995).
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